Seit wann integriert die Mittelschule Frohnleiten behinderte Kinder in den Unterricht?
In früheren Jahren gab es in Frohnleiten eine eigene Sonderschule, in der Kinder mit Beeinträchtigungen unterrichtet wurden. In den 90er-Jahren und um die Jahrtausendwende wurde dann seitens der Bildungspolitik der Fokus darauf gelegt, Kinder mit Beeinträchtigungen in Volks- und Mittelschulen zu integrieren und es war das Anstreben, dass nur mehr wirkliche Spezialeinrichtungen geöffnet bleiben. Die Mittelschule Frohnleiten integriert von Beginn an Kinder mit Beeinträchtigungen in den Unterricht und es gab und gibt nach wie vor auf jeder Jahrgangsstufe mindestens eine Inklusionsklasse.

Welche Anpassungen waren für das inklusive Lernen notwendig und mussten sich die Lehrer:innen speziell fortbilden?
Räumliche Anpassungen wurden beim Schulumbau beachtet und das Schulhaus wurde fast vollständig rollstuhltauglich gemacht. In der Lehrer*innenausbildung und in den Lehrplänen hat Diversität schon lange einen festen Platz. Das bedeutet, dass die Lehrpersonen schon Beginn an mit dem Thema «inklusives Lernen» konfrontiert werden und es mittlerweile einfach ganz selbstverständlich dazu gehört. Wenn wir Kinder mit speziellen Beeinträchtigungen in der Schule haben, dann werden auch immer wieder interne Fortbildungen zu diesem Thema angeboten und wir nehmen als gesamtes Kollegium daran teil.

Werden durch das inklusive Leben an Deiner Schule zusätzliche Betreuer benötigt?
Ohne zusätzliche Ressourcen würde inklusives Lernen und Leben im schulischen Setting nicht in dieser Form stattfinden können. Hier spreche ich nicht nur von den Stunden für die Sonderpädagoginnen, sondern besonders wichtig sind für uns die Schulassistentinnen, die einfach eine fantastische Arbeit machen und das Lehrpersonal unterstützen.

Wie ist die Resonanz der Eltern nicht behinderter Schüler? Und die/der mit behinderten Kindern?
Inklusion wird in der Mittelschule Frohnleiten als Selbstverständlichkeit gelebt. Alle im täglichen Schulalltag mitwirkenden Personen profitieren von dieser Tatsache. Besonders Eltern von beeinträchtigten Kindern melden uns als Schule sehr positiv zurück. Ihre Kinder bekommen die Möglichkeit, sich mit gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Sie haben gleichaltrige Vorbilder und der Ehrgeiz und die Motivation beim Lernen ist bei ihnen dadurch sehr groß.

Was empfiehlst Du Eltern von behinderten Kindern als bestmögliche Vorbereitung auf eine Teilnahme an einem inklusiven Unterricht?
Als Eltern sollte man sich zuerst gut überlegen, ob einem die Ressourcen (räumlich, aber auch personell) einer öffentlichen Schule ausreichen. Wir haben keine Räume und auch keine Ausstattung, um speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Hier denke ich vorwiegend an einen Snoezelraum oder auch im physiotherapeutischen Bereich können wir nichts anbieten. Das heißt, hier braucht es ganz sicher noch zusätzliche Förderungen im außerschulischen Bereich. Das heißt, man muss sich als Eltern gut überlegen, was einem wichtiger ist –soziale Inklusion und Lernen von und mit gleichaltrigen Jugendlichen ohne Beeinträchtigung, oder eine gut ausgestattete Bildungseinrichtung für die Bedürfnisse ihres Kindes, dafür fällt das Lernen von nicht beeinträchtigen Kindern meist weg.

Wie wirkt sich die Anwesenheit von behinderten Kindern auf den Rest der Schüler aus? Und hat sich deren soziales Verhalten dadurch verändert?
Wir leben Inklusion und für uns in der Schule gehört Diversität dazu, je bunter, umso besser. Jeder Mensch ist einzigartig und bringt seinen Teil in die Gemeinschaft mit ein. Nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern für uns alle ist ein jeder Mensch, ob mit oder ohne Beeinträchtigung eine Bereicherung. Aber speziell Kinder mit einer Beeinträchtigung zeigen uns viele Dinge deutlich auf und wir können von ihnen lernen. Achtsamkeit, Entschleunigung, Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Rücksichtnahme … das sind nur wenige Schlagwörter, die wir im Miteinander «geschenkt» bekommen.

Danke für das Interview.

Mittelschule Frohnleiten
Schule für Sprachen und Kreativität
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