Von Elena Kirchberger,
15. April 2024
Um den Ausspruch Albert Einsteins zu interpretieren, der bei einer Passkontrolle angeblich nur «den Menschen zugehörig» geantwortet haben soll, schien er damit ausdrücken zu wollen, dass wir alle im Grunde eben nur eins sind: Menschen, die eben dadurch verbunden und gleich sind, einzigartig zu sein. Er sprach also damals schon von einer Art Diversität, die in der heutigen modernen Gesellschaft präsenter zu sein scheint als je zuvor. Eben diese Diversität kann bekanntlich in vielen Dingen bestehen, darunter in der Herkunft und Lebensgeschichte, in bevorzugten Orientierungen in den verschiedensten Bereichen des Lebens, oder auch in Behinderungen und so manch anderen (scheinbaren) Hürden, die uns das Leben so liefert.
Diese Vielfalt war und ist es, die in den letzten Jahren einen immer präsenteren Begriff prägt, nämlich den der Inklusion, dessen Unterschied zum Integrationsgedanken laut Definition darin besteht, dass es sich bei der Inklusion um eine beidseitige Annäherung handelt. In anderen Worten hat sich nicht nur das zu inkludierende Individuum der Ankunfts- Gesellschaft anzupassen, sondern auch letztere den Bedürfnissen jedes Einzelnen, sodass ein beidseits gleichberechtigtes Miteinander entstehen kann (vgl. Prüfbericht zur Schulassistenz 2022 des Steiermärkischen Monitoring-Ausschusses, S. 12).
«Kommunikation ist das erste Mittel zur Inklusion, sei sie verbal oder non-verbal. Irgendwie reden wir alle miteinander, und nur, wenn wir miteinander reden, haben wir die Möglichkeit in die Welt des anderen einzutauchen.»
Elena Kirchberger
Ein solcher Anpassungsprozess kann, wie alle Veränderungen im Leben, Angst und Sorgen bereiten. Doch diese Art der Bedenken zu Beginn eines Perspektivenwechsels ist menschlich, weshalb es Sensibilisierungsmaßnahmen bedarf, um bestmöglich eine inklusive Lebensweise aller zu ermöglichen.
Sensibilisierung: Ein Wort, das die Welt, aber vor allem das menschliche Miteinander, verändern kann
Um meine Vorstellung besser auszuführen, möchte ich im Folgenden erneut meine Erfahrung berichten. Als ich 2003 meine Schulbildung begann, war ich für die Möglichkeit der Assistenz an sich sehr dankbar, ich musste leider bemerken, dass diese auch bestimmte «Nebenwirkungen» mit sich brachte. Diese wirkten sich vor allem auf die Klassengemeinschaft aus. Die ständige Präsenz und Nähe der Assistenz verstärkte die oft bereits vorhandene «abschreckende» Wirkung meiner Behinderung und wurde leider nicht, wie eigentlich gedacht, als integrations- oder inklusionsunterstützendes «Element» betrachtet. Diese Tatsache der «Isolation durch die Assistenz» wirkte sich demnach als Mobbing und Unverständnis und Absonderung aus, welche mir das Leben als Schülerin ungemein erschwerten.
Es sind die eben geschilderten Erfahrungen, die mich, unter anderem, zum Verfassen dieses Artikels bewegt haben, denn «Schule» sollte bestenfalls als ein von Diversität geprägtes Begegnungszentrum verstanden werden. Damit dies zukünftig auch gelebt werden kann, sollte die Sensibilisierung ein fixer Bestandteil des Schulalltags und des Unterrichts werden –- zum Beispiel in Form von (bestenfalls immer wiederkehrenden) Workshops, um den Facettenreichtum des Begriffs Inklusion ausreichend und vor allem fachübergreifend abdecken zu können. Dieses Thema in einem solchen Rahmen anzusprechen, ist mir ein großes Anliegen und Grund dafür, warum ich mich dazu entschlossen habe, derartige Workshops im Rahmen meiner beruflichen Selbstständigkeit anzubieten.
Ich selbst bin nämlich schwer sehbehindert und, aufgrund einer spastischen Zerebralparese, auf den Rollstuhl angewiesen, weshalb Inklusion und Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen schon immer eine große Rolle gespielt haben und Werte sind, die mir sehr am Herzen liegen.
Ein Miteinander auf Augenhöhe ist, meines Erachtens, ein unverzichtbarer Grundstein für eine inklusive Zukunft, der im Schulbereich gelegt werden kann und sollte, ganz im Sinne von Eugène Ionesco:
«Wir glauben, Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns.»
Eugène Ionesco, französisch-rumänischer Autor
Elena Kirchberger
Inklusions-Workshops und mehr
www.elena-kirchberger.com
Der italienischen Sprache verdankt Elena Kirchberger viel von ihrem Selbstbewusstsein, wie sie selbst sagt: «Es ist einfach die Sprache, die mir leichter fällt, die Sprache meines Herzens sozusagen“, erklärt sie, „Und ich glaube, es zeichnet mich aus, dass ich eine Sicht auf die Dinge habe, die in Österreich vielleicht nicht so oft bedacht wird.» Mittlerweile ist sie anerkannt deutsch-italienisch-zweisprachig. Derzeit absolviert sie ihr Doktorat an der Uni Graz und ist selbstständig als Sprachdienstleisterin und Nachhilfe-Lehrerin tätig.
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